BGM - 29.08.2022

Fehlzeiten: Auffällig starke Schwankungen

Der Krankenstand der beschäftigten BKK-Mitglieder blieb in den beiden vergangenen Corona-Jahren auf einem auffällig niedrigen Niveau. Dies ist v. a. auf den Rückgang der Atemwegserkrankungen zurückzuführen, die aufgrund der verstärkten Corona-Hygienemaßnahmen stark rückläufig waren. Mit Jahresbeginn änderte sich jedoch das Bild: Im ersten Halbjahr 2022 waren besonders viele Erkältungskrankheiten zu beobachten und der Krankenstand erzielte neue Rekordwerte. Dies geht aus Pressemitteilungen des BKK Dachverbandes (BKK DV) hervor.

Atemwegserkrankungen am häufigsten

Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie blieb der Krankenstand der beschäftigten BKK-Mitglieder mit 5,0 Prozent niedrig. Die durchschnittliche Krankheitsdauer in 2021 ist im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen (2020: 15,6 AU-Tage je Fall; 2021: 15,4 AU-Tage je Fall). Im Jahr 2021 waren 52,4 Prozent der beschäftigten BKK-Mitglieder keinen Tag krankgeschrieben – mit Abstand der höchste Wert der vergangenen Jahre.

In den Jahren vor der Corona-Pandemie hatten Infektions- und Atemwegserkrankungen für hohe Krankenstände gesorgt. Diese Zahl sank 2021 im Vergleich zu 2020 noch einmal deutlich: Die Krankheiten des Atmungssystems sind mit 24,5 AU-Fällen bzw. 192 AU-Tagen je 100 beschäftigte BKK-Mitglieder auf dem niedrigsten Stand seit 2011. Dieser Rückgang ist auf die Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zurückzuführen: Die Hygiene- und Abstandsregeln, das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen, das Arbeiten im Homeoffice und die telefonische Krankschreibung haben Atemwegsinfektionen wirksam reduziert. Auch die Grippewelle ist 2021 ausgeblieben.

Obwohl die Atemwegserkrankungen in den beiden Corona- Jahren stark rückläufig waren, ging noch immer jeder fünfte Arbeitsunfähigkeitsfall (20,7 Prozent) im Jahr 2021 auf eine Atemwegserkrankung zurück. An zweiter Stelle standen die Muskel-Skelett-Erkrankungen (18,2 Prozent), an sechster Stelle lagen die psychischen Störungen (6,8 Prozent).

Interessant ist auch ein Blick auf die Länge der Arbeitsunfähigkeiten: Insgesamt dauerte nämlich nur ein sehr kleiner Teil aller Fälle mehr als sechs Kalenderwochen (5,5 Prozent). Allerdings sind diese wenigen Fälle für die Hälfte aller AU-Tage insgesamt verantwortlich (50,1 Prozent). Besonders die Behandlung von psychischen Erkrankungen dauerte im Durchschnitt sehr lange und fällt hier stark ins Gewicht. Im Jahr 2021 ist diese mit durchschnittlich sechs Wochen (42,5 Tagen) fast dreimal so hoch wie bei allen übrigen Krankheitsarten insgesamt (15,4 Tage je Fall).

Neue Rekordwerte beim Krankenstand 2022

Im ersten Halbjahr 2022 hat der Krankenstand der beschäftigten BKK-Mitglieder mit 5,7 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht – nie waren seit 2011 die Fehlzeiten auch nur annähernd so hoch. Die Gründe für die hohen Werte liegen in dem sprunghaften Anstieg der Fehlzeiten aufgrund von Atemwegserkrankungen im ersten Halbjahr 2022 (1,16 Prozent). Der Wert für diese Krankheitsart liegt damit sogar noch über dem des Jahres 2018 (1,02 Prozent), als die bisher schwerste Grippewelle der letzten zehn Jahre den Wert in die Höhe trieb. Die Ursachen für den hohen Krankenstand bei Atemwegserkrankungen sind jedoch nicht nur in der Corona-Pandemie zu finden, die für diese Entwicklung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Vielmehr ist laut BKK DV v. a. die für die Jahreszeit ungewöhnlich und auffällig hohe Zirkulation weiterer viraler Erreger ursächlich, die Atemwegserkrankungen auslösen.

Ausblick auf Herbst und Winter 2022

Um die hohen Krankenstände im Sommer 2022 zu reduzieren und v. a. mit Blick auf den kommenden Herbst ist es laut BKK DV besonders wichtig, dass Beschäftigte bereits bei den ersten Anzeichen eines Atemwegsinfekts zu Hause bleiben, um niemanden unnötig anzustecken. Hier komme es v. a. auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen an. Auch könnten Unternehmen bereits jetzt Vorkehrungen für den Herbst und Winter treffen, z. B. das Wiederhochfahren bzw. Verstärken der betrieblichen Hygienemaßnahmen, um einen weiteren Anstieg des Krankenstands und damit Personalengpässen vorzubeugen.

Praxistipp

Der BKK Dachverband bietet monatlich erscheinende Statistiken zum Krankenstand der Beschäftigten an, die z. B. gefiltert nach Wirtschaftsgruppen, Erkrankungsart, Bundesland oder Geschlecht angezeigt werden können.

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Inhalt zwischenzeitlich veraltet sein könnte.

Keine Ausgabe mehr verpassen? Hier abonnieren.